Ruhetag in Ksar Ghilane
14.08.2000
Der Versuch auszuschlafen ist daran gescheitert, dass sich unser Zelt gegen 07.00 in einen Backofen verwandelt hat. Während wir frühstücken, können wir die seltsamen Züge der Tourismusindustrie mitverfolgen. Die mit Turban und Kamera bewaffneten Schweizer und Deutschen werden in vollklimatisierten Geländewagen eingesammelt und zurück auf die Insel Djerba transportiert. Sofort verschwinden die romantischen Wasserpfeiffen, die Lagerfeuer vor den Nomadenzelten werden ausgemacht und das Personal macht eine Metamorphose von autentischen Nomaden mit Pluderhosen und Turban zu normalen Tunesiern durch.

Ich nutze den freien Tag um die Luftfilter zu reinigen und die Ketten zu spannen. Isabel liegt derzeit wie eine tote Fliege im Schatten und erholt sich von den gestrigen Strapazen. Hinter dem Polizeiposten (warum gibt es hier einen Polizeiposten???) entdecke ich eine völlig ausgebrannte Suzuki DR. Für irgend einen armen Kerl waren hier jedenfalls die Ferien definitiv vorbei.

Da wir gestern kurz vor der Oase noch einen überdimensionalen Sandhaufen überqueren mussten, mache ich mich zu Fuss auf die Suche nach einem besseren Weg ins Dorf Ksar Ghilane. Und tatsächlich werde ich fündig: ein wunderbarer Weg über Schotter, der auch von den einheimischen Bauern rege benutzt wird. Warum man uns über den üblen Haufen geschickt hat verstehe ich erst, als die nächste Ladung Touristen angeliefert wird. Mit Schwung steuern die Fahrer ihre Geländewagen mit den kreischenden Touristinnen und den entzückten Touristen über die Düne (Effekt: "Wir waren voll in der Wüste ey, da hat echt kein anderer Weg in die Oase geführt als über die fast tausend Meter hohe Düne. Beinahe wären wir eingesandet und verdurstet..."). Für den Araber, der uns am Vorabend den Weg gezeigt hat, war das halt einfach die für Touristen übliche Route. Nach fast zwei Stunden komme ich zurück. Ich habe wiedereinmal nichts zu trinken mitgenommen und leere jetzt eine Flasche in einem Zug. In dieser Hitze muss der Europäer echt umdenken.